Bula!

Fiji (August 2022)

Die Ankunft in Savusavu, auf der nördlicheren kleineren der beiden Hauptinseln von Fiji, gerät wieder mal zur Nachtankunft. Wir überlegen ob wir draußen Beidrehen und auf Tageslicht warten oder es wagen in die Bucht zu fahren. Wir entscheiden uns für letzteres, auch wenn es nach Mitternacht werden wird. Das gewünschte Anmelden per Funk ein paar Meilen vor der Buchteinfahrt machen wir halt pro Forma um es gemacht zu haben, aber eine Antwort erwarten wir um diese Uhrzeit keinesfalls. Zu unserer Überraschung antwortet da tatsächlich auch nach Mitternacht jemand. Noch besser, der Marinero kommt uns mit seinem Dinghy an der Buchteinfahrt abholen, wir mögen ihm doch einfach folgen. Wir sind letztendlich auch recht froh darüber, denn die eigentlich recht enge, wenn auch langgezogene Bucht ist rammel voll mit Yachten. Der Marinero topt noch das Service als er uns bis zu einem spezifischen Puntk bringt und sagt: „hier Anker fallen lassen“. Perfekt, gibt dort auch ausreichend Platz zum Schwojen. Nach Einklarieren am nächsten Tag in der Früh verlegen wir uns in die kleine sehr charmante Marina. Diese soll unsere Lieblingsmarina auf der gesamten Reise werden.

Die Marina hat nur wenige Plätze, dafür ein umso hübscheres Gebäude, es ist eine alte Copra (das getrockenete weiße Fleisch einer Kokosnuß) Verarbeitungsstätte, heute sind da Restaurants, Bars und ein paar kleine Läden drin. Dahinter verläuft gleich die Dorfstraße mit Zugang zu Markt, weiteren Restaurants und Geschäften. Wir bleiben einige Tage, gehen Tauchen, wandern und genießen die deutlich günstigeren Möglichkeiten „vor die Tür“ zu gehen, als in den Ländern zuvor. Man wird hier überall mit „Bula“ dem einheimischen Wort für „Hallo“ begrüßt, egal ob man sich kennt oder nicht, in ein Geschäft kommt oder nur auf der Straße aneinander vorbeigeht. Schnell gewöhnt man sich daran, und Bula wird auch für uns das häufigst gesprochene Wort.

Wir segeln weiter, und bevor wir in einem Marine Park vor Anker gehen, sehen wir Pottwale in der Ferne. Wir nehmen Anlauf, die Segel runter und lassen uns gerräuscharm mit der Yacht in Richtung der Wale gleiten. Da wir auf offenem Wasser sind können wir nicht beide gleichzeitig ins Wasser, aber Vicky geht mit den Säugern schnorcheln und macht ein paar sehr coole Aufnahmen unter Wasser.

Am Ankerplatz des Marine Parks „Namena“ sind wir auf Grund der aktuellen Windrichtung leider nicht gut geschützt. Wir machen uns also tags darauf auf, weiter Richtung Westen zu segeln. Es geht über Nacht durch die Düse zwischen den beiden Hauptinseln von Fiji in Richtung der Yasawa Group, konkret nach Sawa-I-Lau. Wir lassen uns morgens noch etwas treiben um bei der Riffdurchfahrt Tageslicht zu haben und gelangen in eine gemütliche und ruhige Bucht mit nur einem anderen Schiff. Wir sind hier an einer Ecke des Landes ohne Zivilisation. Hier leben zwar in kleinen Dörfern wenige Menschen, aber unter einfachsten Bedingungen. In Fiji ist es üblich, wenn man in solche Gegenden kommt, dass man dem Chef des Dorfes seine Aufwartung macht und um Erlaubnis bittet auf „seinem“ Land zu Ankern und zu bleiben. Hierfür ist es auch üblich einen Bund der Kava Wurzel mitzubringen. Diese wird von den Einheimischen gerieben und ein Getränk daraus gemacht, dass sie den ganzen Tag über trinken. Es hat eine etwas berauschende Wirkung. Wenn man jetzt meint der Brauch Kava zu trinken ist ursprglünglich aus Fiji, dann irrt man sich gewaltig. Mit Hilfe der Kava Wurzel haben Missionare den Einheimischen den Kanibalismus abgewöhnt. Da das Getränk uns Westlern nicht unbedingt gut schmeckt (schmeckt wie Abwaschwasser), man aus kulturellen Gründen aber im Zuge des Besuch beim Dorfchef quasi dazu gewzungen ist, freut man sich, falls es aus irgendwelchen Gründen nicht dazu kommt. In unserem Fall haben wir hier Glück, der Chef ist gerade per Boot auf einer anderen Insel. Wir sitzen also mit dem Stellvertreter und seiner Familie in der Hütte, plaudern kurz, lassen unsere Mitbringsel da und haben die Erlaubnis zu bleiben.

Ein Highlight in Sawa-I-Lau ist eine Sandsteinhöhle, zu der auch massenweise Touristen aus Resorts weiter im Süden gekarrt werden. Nachmittags sind diese aber weg, und in Absprache mit den Dorfverantwortlichen dürfen wir auch Nachmittags in die Höhle und haben diese für uns. Das besondere: die Höhlen sind mit Wasser gefüllt und nach dem Einstieg ins Wasser in der ersten Höhle, kann man mit etwas Mut unter Felsen durchtauchen um in eine zweite Höhle zu kommen. Diese ist allerdings stockdunkel, also halt eine Unterwasserlampe um sich dann auch orientieren zu können. Falls es wer kennt, das hier ist auch ein Drehort des Filmes „Blue Lagoon“.

Der Wind frischt auf, es hat sich schlechteres Wetter angesagt. Die meisten anderen Segler, die wir kennen haben sich deutlich weiter südlich in einer geschützten Bucht verschanzt. Wir finden wir liegen hier gut, der Anker sitzt bombenfest, wir warten den schlechtesten Teil des Wetters ab. Als wir dann losziehen wollen hat es aber immer noch über 40kt Wind, und streng nach Murphy’s Law will der Ankermotor wieder mal nicht. Und bei mehr als 40kt Wind auf die Nase ist es schon mit top funktionierenden Ankermotor eine Herausforderung Anker auf zu gehen. Wir beraten was wir machen, stellen aber nach etwas rumprobieren fest, dass nur das Relais gehangen hat. Wir verlegen uns in die Blue Lagoon zur Nanuya Island und treffen auf einige Freunde, die wir schon eine Weile nicht gesehen haben. Mit der Crew von Kismet spazieren wir auf die andere Inselseite und besuchen mitten im Dschungel „Lo’s Teehaus“.

Mit andere Freunden geht es mit einem sehr nassen, weil hohe Welle, Panga Ride zu Mantarochen. Bei der Mantaraybay gibt es zwischen zwei Inseln eine recht starke Strömung, in der sich jeden Morgen ein paar Mantarochen das Futter in ihr Maul spülen lassen. Wir werden von unserem Pangafahrer stromaufwärts eines Rochen gefahren, springen ins Wasser, lassen schnorchelnd den viel schnelleren Rochen an uns vorbeischwimmen, klettern wieder in die Panga und auf gehts per Motorantrieb zum nächsten, oder nochmal zum gleichen Rochen.

Als nächstes segeln wir zum Ocotopus Resort und gönnen uns eine Art Urlaub vom Urlaub. In diesem eher abseits gelegenen Resort, in dem primär Einheimische aus dem einzigen lokalen Dorf auf der anderen Seite eines kleinen Bergrückens arbeiten, kann man als Segler sozusagen Gast im Resort sein ohne dort zu schlafen. Man gibt einfach seine Kreditkarte an der Rezeption ab und kann alle Angebote, die kostenlosen a la Yoga sowie die Bars und Restaurants etc wie ein Resortgast nutzen. Wir lassen es uns gut gehen, nutzen es aus mal wieder an Land zu frühstücken, der Korbflechtvorführung beizuwohnen, tauchen zu gehen, etc.

Schön langsam geht unsere Zeit in Fiji zu Ende. Wir machen noch einen Stopp in Musket Cove sind aber schockiert von der Resort und Touristen Dichte. Kein Ort für uns zum Verweilen. Danach geht es in die Vuda Marina um das Schiff klar für die nächste Passage zu machen und auszuklarieren. Im Zuge dessen fahren wir zum Provisionieren auch noch auf den großen Markt in Lautoka, und staunen nicht schlecht über das riesige Angebot. Ganz besonders ist der Abschied in Vuda. Beim Ablegen kommt das gesamte Marinapersonal zusammen, es wird musiziert und gesungen und wir bekommen einen Blumenkranz an unseren Bugkorb gebunden, der soll eine sichere Überfahrt sicherstellen. Hat er auch, eine Woche später sind wir bereits in Noumea, Neukaldedonien.