WAKATOBI Teil 1 von 3: auf der Insel Wangi Wangi
Nach der Stadt geht es in einen Nationalpark, konkret nach Wakatobi. Wakatobi ist ein Nationalpark und Kunstwort aus den ersten beiden Buchstaben der vier großen Inseln, die den Park ausmachen: WAngi-Wangi, KAledupa, TOmia und BInongko. Gehört geografisch zu Sulawesi und liegt im Südosten der Insel Sulawesi. Gleichzeitig ist Wakatobi auch eine Regency, man könnte sagen eine Provinz, oder auch Bezirk oder Landkreis.
Wir laufen als erstes den Hauptort Wanci auf der Insel Wangi-Wangi an. Zur Abwechslung brauchen wir hier nicht zu ankern, sondern können an einem kleinen Schwimmpontoon festmachen. Der ursprglüngliche Plan ist nur für ein paar Tage zu bleiben, das sollte sich aber bald ändern.
Wir erkunden das Dorf, entdecken Bonsaivorgärten, Höhlen mit Frischwasser zum Baden und Wäsche waschen, die Märkte und den großen zentralen Platz, der aktuell allerdings eine Baustelle ist.




Wir suchen uns einen Guide, der uns das lokale Bajo Dorf zeigen möge. Er bietet dann auch an uns in die Berge zu fahren und zu versuchen ein heiliges Dorf zu besuchen, in dem angeblich noch nie Touristen waren. Ohne zu wissen was das wirklich wird, lassen wir uns auf das Abenteuer ein.
Also rauf in die Berge, rein in den Dschungel. Bei einer Art Bürgerhaus eines Dorfes wird das Auto abgestellt, und wir lernen einen lokalen Guide kennen, der uns weiter bringen wird. Allerdings nicht ohne einer Entourage von lokalen Persönlichkeiten und ein paar Kindern. Wir wissen nach wie vor nicht was uns erwartet, kommen aber bald zu einem Dorf, das recht nett im Dschungel liegt. Erfahren dann, allerdings, dass es sich hierbei noch nicht um das heilige Dorf handelt. Es stößt ein weiterer lokaler Guide und ein paar Leute mehr zu uns. Die „Wandergruppe“ wird immer größer, wir beiden sind allerdings die einzigen Gäste, der Rest sind alles Einheimische. Wir kommen wieder in ein Dorf, und die Sache soll sich wiederholen. Wir werden also noch mehr Leute. Allerdings scheint es hier etwas ernster zu werden: zum einen dürfen wir ab hier nichts Rotes mehr sichtbar tragen (man hat uns vorab bereits darauf hingewisen nichts Rotes anzuhaben), denn rot ist eine heilige Farbe in de heiligen Dorf. Darüber hinaus, dürfen Frauen ab hier nur außerhalb der Menstruation weiter (ja, Vicky wurde diesbzgl. sehr direkt befragt). Und ab hier ist es kein breiter Weg mehr, sonder ein schmaler Trampelpfad im Dschungel. Wir wandern nochmal 15 Minuten in bergigeres Gebiet und kommen zu einem 100e Jahre alten Grab. Hier sollen wir nun warten, während der zuletzt dazugestoßene Guide alleine ins heilige Dorf vorgeht. Er muss jetzt dort mit den Älteren sprechen, und diese müssen die Geister befragen, ob jetzt auch ein guter Zeitpunkt ist Touristen ins Dorf zu lassen. Nachdem sich also die größte Neugier in uns aufgebaut hat, kommt der Guide zurück und vermeldet was die Geister gesagt haben: Nein, heute leider nicht.






Natürlich kann man jetzt fragen, ob das alles nur Show war, ein Rip-off oder sonstiges. Wir glauben allerdings, dass dies alles echt war. Da hätten zu viele Leute zu gut Schauspielen müssen und die Vibes in der Gruppe gaben keinerlei Hinweise auf eine Touristenverarsche. Wie auch immer, ein Erlebnis war es alle mal.
Als Entschädigung steigt ein Local barfuß auf eine Palme und holt uns einige Kokusnüsse herunter. Frisch sind die natürlich am besten. Und zurück am Ausgangspunkt lernen wir noch die Ladies kennen, die die Bambushüte per Hand fertigen.






Nun geht es aber wirklich ins Bajo Village. Die Bajo sind ein ehemaliges Seenomaden Volk, die allerdigs über die Zeit sesshaft wurden. Sie leben allerdings nach wie vor auf und vom Wasser. Auf dem Wasser, bedeutet, dass sie ihre Häuser auf Stelzen oder aufgeschütteten Steinwällen bauen, sodass sie aber mit ihren Booten noch direkt bis zur Haustür fahren können. Es sind einfache Behausungen, es handelt sich aber nicht um ein Slum, auch wenn es ggf auf dem einen oder anderen Foto so aussehen möge. Die Boote werden aus Holz handgefertigt. Gelebt wird hauptsächlich vom Fischen und Seeweed ernten. Das Seeweed wird getrocknet und nach China exportiert, dort wird es zum Einen gegessen und zum Anderen in der Herstellung von Kosmetika benutzt.






Mitunter sind wir aber auch wegen der Unterwasserwelt nach Wakatobi gekommen. Ein erster Tauchgang an den sogenannten Wandoka Pinnacles ist schon mal sehr vielversprechend hinsichtlich der hiesigen Unterwasserwelt.





Während wir uns gedanklich bereits mit der Weiterreise beschäftigen erfahren wir von einem einheimischen Mädl, dass heute die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag mit der Parade der Kinder beginnen. Wir wussten natürlich grundsätzlich von diesem in Indonesien sehr wichtigen Tag und hatten auch schon überlegt wo wir hierfür sein wollen. Hatten aber keine Ahnung von der Größe der Feierlichkeiten. Nun, Kinderparade, ist ja möglicherweise ganz nett, lass mal hinschauen, sind auch nur zu Fuß 15 Minuten zu jenem zentralen Platz, der aktuell Baustelle ist.
Wir werden dann überrascht von der Größe des Events, der Anzahl der teilnehmen Kinder und deren Eltern und von dem getriebenen Aufwand. Es handelt sich um die Vorschulkinder im Alter von 4-6 Jahren, die krass kostümiert, durch die Straßen ziehen. Man muss dazu sagen, dass wir kein einziges glückliches Kind antreffen und auch die Eltern scheinen eher genervt. Den Kindern scheint die kontinuierliche Zufuhr an Süßigkeiten durch die begleitenden Eltern am wichtigsten. Wenn man dann aber Umstehende, egal ob Teenager oder Erwachsene fragt ob sie das als Kind auch gemacht haben, ist die Antwort einheitlich: ein stolzes Ja klar, und schon kramen sie die Fotos von sich selbst mit 4 oder 5 Jahren bei ihrem eigenen Umzug heraus und präsentieren diese ganz stolz.







Es folgen zwei weitere Tage mit Paraden. Am Folgetag sind die Schüler dran. Grundschule sowie Junior und Senior High School. Hier wird Schulinform getragen und tatsächlich im Gleichschritt paradiert. Am dritten Tag ist die sogenannte „Public Parade“, letztendlich sind die Erwachsenen dran. Jede Firma, Organisation, egal ob öffentlich (Navy, Polizei, etc.) oder privat (Vereine, etc.) sind mit einer Abordnung vertreten. Offensichtlich lernt also jeder hier in irgendeiner Form exerzieren und ist stolz drauf. Die Paraden sind übrigens Wettbewerbe, wer am schönsten marschiert und exerziert gewinnt.







Nach einem Tag Pause, ist der eigentlich Unabhängigkeitstag dran, der 17. August. Dies beginnt um 7 Uhr früh mit einer formellen Zeremonie. Wir als Segler sind eingeladen, man hat uns sonnengeschützt Sitzplätze reserviert, während die meisten Teilnehmer stehen, und Überraschung: exerzieren. Nebst einiger Reden, rankt sich die Zeremonie um ein Hissen der Flagge. Diese wird im Stechschritt von einer Abordnung der besten Exerzierer auf den überdimensionierten Platz gebracht und in einem bis in den letzten Handgriff choreografierten Drill gehisst. Marching Bands und deren Vorführen dürfen dabei nicht fehlen sowie ein ausgiebiger Fototermin mit allen mit Rang und Namen in der Provinz.





Den Schlusspunkt der Feierlichkeiten setzt ein „Gala Abend“ im Haus des Regenten. Auch hier sind wir Segler eingeladen. Eigentlich ist das Hauptevent des Abends die Siegerehrung zu all den Wettbewerben rund um den Unabhängigkeitstag. Zuvor werden aber alle Segler vor Ort auf die Bühne gebeten. So etwas geht nicht ab ohne, dass ein Repräsentant der Gruppe gebeten wird, eine kurze Ansprache zu halten. Florian darf also ein wenig seiner Bahasa (Indonesisch) Kenntnisse auspacken und ein paar gemischte Bahasa / Englische Sätze sagen. Was man halt bei so einer Gelegenheit sagt.




Jetzt waren wir dann doch eine volle Woche in Wanci. Die Feierlichkeiten waren natürlich ein besonderes Erlebnis. Tags darauf geht es nun aber wirklich weiter, zum KA von WaKAtobi, zu einem neben der Insel Kadelupa gelegenen Ankerplatz bei der Miniinsel namens Hoga.
