Bei wilden Orang Utans zu Besuch

Kumai City, Sekonyer River und der Tanjung Puting Nationalpark

Nach ein paar Nächten Passage von Lombok kommend, kommen wir früh morgens in den Bereich des Kumai River Deltas auf Kalimantan an. Es erwartet uns: Endzeitstimmung. Da wir ab hier in den Einzugsbereich des Äquators und damit der zugehörigen Luft-Instabilitäten kommen, war das zu erwarten, es ist aber trotzdem recht entrisch. Der Himmel ist vollkommen bedeckt von schwarzen Wolken, die Sicht ist schlecht, es gewittert überall, wir hoffen einfach nicht getroffen zu werden.

Langsam geht es für uns den Fluss hinauf in Richtung Kumai City. Eigentlich ist weder der Fluss noch die Stadt besuchenswert, aber der Grund warum dann doch viele Segler (sowie auch andere Touristen per Flugzeug) hierher kommen ist der Sekonyer River (ein Seitenfluß des Kumai Rivers) und der Tanjung Puting Nationalpark mit der weltweit größten wilden Orang Utan Population.

Zuerst aber müssen wir zwischen Untiefen und Fischernetzen slalomfahren bis wir gegenüber der Stadt den Anker fallen lassen. Ca. 5 Meilen vom Delta flußaufwärts ist der Fluß hier noch von den Gezeiten beeinflusst, der Fluß ändert also zwei mal täglich seine „Flußrichtung“, der Anker will gut gesetzt sein, mit ordentlich Kette. Schließlich wollen wir das Boot hier für ein paar Tage „alleine“ lassen um in den Nationalpark aufzubrechen.

Wir gehen gemeinsam mit einem befreundeten schwedischen Pärchen auf Tour und werden von einem der lokalen Boote direkt an unserer Yacht abgeholt. Das lokale Holzboot, der Bootstyp wird hier Klotok genannt (wegen des Geräusches, das der Motor macht) ist dann für 3 Tage unser Zuhause. Der Tour Operator, ein Familienbetrieb, stellt auch einen der Verwandten zur Ankerwache auf unserer Yacht ab, gut für den eigenen Seelenfrieden.

Mit dem Holzschiff geht es also rein in den Nationalpark. Der Nationalpark ist zwar primär für die Orang Utans bekannt, aber es gibt natürlich eine insgesamt reichhaltige Fauna und Flora. Es gibt drei Ranger Stations, rund um diese kann man auch jeweils etwas wandern / spazieren gehen und dort gibt es Fütterungen, in erster Linie für ausgewilderte Tiere. In dem Nationalpark lebt eine Mischung an tatsächlichen wilden Tieren und Ausgewilderten. Insbesondere Orang Utans waren in Indonesien in der Vergangenheit beliebte „Haustiere“, sie wurden von Einheimischen gefangen und dann rein zum Spaß gehalten. Dies wurde später verboten und es gab Initiativen diese Tiere soweit möglich zu retten, zu versorgen und wieder auszuwildern. Diese ausgewilderten Tieren sind teilweise, wenn auch über Zeit immer weniger, von einer Zufütterung abhängig, insbesondere zu Zeiten, in denen der Dschungel nicht all zu viele Früchte hergibt.

Gleich an der ersten Ranger Station lernen wir den aktuellen Alfa Male Orang Utan kennen. Einer der Ausgewilderten, fühlt er sich / ist er der Stärkste im Revier um die Ranger Station, das möchte er klar auch uns Menschen zeigen, da werden keine Kompromisse gemacht.

Am ersten Abend parkt unser Klotok Capitain direkt am Ufer des Flusses in einer Gegend mit Milliarden Glühwürmchen, ein schönes Schauspiel.

Tags darauf, wollen wir tief hinein in den Dschungel, zur hintersten Ranger Station, Camp Leakey, die auch durch langjährige Orang Utan Forschung bekannt geworden ist. Auf dem Weg in die Tiefen des Dschungels erspähen wir noch Krokodile sowie weitere Affenarten.

Neben den Orang Utans gibt es noch weitere Affenarten hier wie zum Beispiel den White Bearded Borneo Gibbon, den Proboscis Monkey und den Longtail Macaque – da kann es im Dschungel schon mal hoch hergehen, vor allem wenn es zu Revierstreitgkeiten kommt.

Abends des zweiten Tag geht es für uns zu einer Nachtwanderung. Eines der Hightlights des Dschungels bei Nacht: Taranteln, besser nicht mit dem Finger hingreifen.

Die „Kleinen“ im Dschungel sind aber eben auch interessant, wie zum Beispiel der Centipede, die Riesenameisen, die Plant Hopper Larven oder der Walkng Stick.

Nach dem Besuch der dritten Ranger Station am dritten Tag, geht es wieder zurück auf den Kumai River und zu unserer Yacht. IBEX geht es gut, Dank persönlicher Betreuung durch den Einheimischen. Tags darauf fahren wir den Kumai River wieder auf eigenem Kiel hinunter und steuern in Richtung der Insel Belitung mit ihren hübschen Felsen.