Drachenblutbäume

Socotra

Jetzt werden sich wohl einige denken, um Gottes willen, jetzt entscheiden die nicht durchs Rote Meer zu segeln wegen der jemenitischen Huthi Rebellen, und dann fliegen sie in den Jemen quasi auf Urlaub.

Nun ja, wie üblich im Leben hilft es die Dinge differenziert zu betrachten. Socotra ist eine Insel die politisch zum Jemen gehört, geografisch zu Afrika. Sie ist vom Festland Jemen durch den Golf von Aden / das Arabische Meer getrennt. Jemen hat eine sehr komplexe Geschichte mit vielen Bürger- und Stellvertreterkriegen. Allerdings schwappte bisher keiner dieser Konflikte auf Socotra über. Socotra wird auch zu Recht das Galapagos des indischen Ozeans genannt, es ist landschaftlich wunderschön und hat einige spezielle Pflanzenarten. Genau das ist der Grund warum wir dorthin „müssen“.

Wir fliegen also über Abu Dhabi nach Hadibo, der Hauptstadt von Socotra. Wir müssen weder das Festland Jemen für ein Umsteigen betreten noch darüber fliegen.

Wir werden am Flughafen von unserem englisch sprechenden Guide Ali mit Jeep und Fahrer abgeholt. Wir werden über eine Woche kreuz und quer über die Insel fahren und dabei immer im Zelt schlafen. Es gibt zwar in der Stadt Hadibo ein paar Unterkünfte, aber die Stadt selbst ist nicht interessant, da gibt es nichts anzuschauen.

Nach einem Mittagessen im besten Restaurant Hadibos geht es gleich mal Richtung Osten am Sea Port vorbei (ja, da wären wir vor Anker gelegen, wären wir mit IBEX gekommen). Unser erstes Camp ist in der Nähe eines gestrandeten Frachters. Wir schlagen unser Zelt direkt nebem dem Rettungsboot des Frachters auf. Abends besuchen wir noch ein paar der mächtigen Sanddünen, die sich entlang der Geländestufe oberhalb der Küste durch den starken Monsoonwind bilden.

Am nächsten Tag geht es gleich in die Berge, auf ein Hochplateau. Wir bekommen zum ersten Mal Bottletrees (Flaschenbaum) sowie auch kleinere Dragon Blood Trees (Drachenblutbaum) zu Gesicht. Die Bäume sind unwirklich ob ihrer charakteristischen Form.

Wir machen eine kleine Wanderung zu einem natürlichen Infinity Pool, in dem wir auch gleich eine Runde schwimmen gehen.

Nach anschließendem Mittagessen an einem kleinen Wadi geht es wieder an die Küste.

Wir schlagen das Zelt an einer riesigen Sanddüne auf und besuchen noch das Ostkap der Insel, wo das Arabische Meer und der Indische Ozean zusammenkommen.

Die Houq Cave ist die größte Höhle im Mittleren Osten. Nach knapp 2 Stunden Wanderung erreichen wir den Eingang. Danach geht es einen Kilometer in die Höhle hinein. Die Höhle selbst ist natürlich noch viel tiefer, aber danach wird es eng und für Touristen ohne weiterer Ausrüstung nicht mehr sicher. Die Höhle ist voll von ganz verschiedenen Felsformationen, es ist eine Tropfsteinhöhle, aber irgendwie wollen sich die Steinsgebilde nicht nur an klassische Stalagmiten und -titen Formen halten.

Danach haben wir eine längere Autofahrt vor uns. Es ist der 31. Dezember. Die Agentur für die Ali arbeitet plant für sämtliche Gäste eine gemeinsame Sylvesterfeier, dies aber am anderen Ende der Insel, bei dem Dorf Qalansiyah. Auf dem Weg fahren wir an einer langen Reihe an alten verrosteten russischen Panzern entlang. Im Zuge eines der vergangenen Konflikte hatten die den Südjemen unterstützenden Russen befürchtet, der Konflikt würde auf die Insel kommen. Die Panzer wurden zur Verteidigung der Küste geliefert und in entsprechenden Abständen entlang der Küste positioniert. Dort stehen sie immer noch.

Das Camp für die Sylvesternacht liegt direkt neben einer großen Salzwasser Lagune. Wir steigen auf eine kleinen Hügel für eine Top Aussicht und spazieren entlang der Sandlagune bevor wir uns den Sylvesterfeierlichkeiten anschließen.

Es gibt Socotri Livemusik und Tanz und gutes Essen. Die Einheimischen meinen, so würden sie zB bei einer Hochzeit feiern. Aber eigentlich nicht zu Sylvester, denn Sylvester feiern sie selbst gar nicht, sie folgen dem islamischen Kalender.

Am Neujahrstag geht es wieder in die Berge. Wir wollen auf das zentrale Hochplateau der Insel und zur eigentlichen Heimat der Drachenblutbäume. Die Bäume gibt es zwar in den höhren Lagen auf der Insel verstreut, dort aber immer nur einzeln. Am zentralen Hochplateau gibt es auch einen Drachenblutwald, den wollen wir anschauen. Dafür müssen wir zuerst durch einen tiefen Canyon, hier sind die 4WD Fahrkünste unsere Fahrer hat gefordert. Es ist steil, krass ausgewaschen, enge Kehren und neben der „Straße“ geht es senkrecht bergab. Wir werden aber mit schönen Ausblicken und dem Drachblutwald belohnt. Aber auch mit recht kühlem Wetter in den Bergen und damit einer kalten Nacht.

Eine Frage, die uns die ganze Zeit schon umtrieb: warum sehen wir keine jungen Drachenblutbäume. Es ist wie so oft ein menschliches Problem. Die Früchte und Samen der Drachenblutbäume sind für die hiesigen Nutztiere, v.a. Ziegen, nicht bekömmlich. Das bedeutet, dass die ländlichen Siedler, sobald ein Baum in ihrer Gegend fruchtet, alles einsammeln, was den Ziegen schaden könnte. Da die Leute stark zersiedelt leben, gibt es so gut wie keine jungen Bäume. Der Drachenblutbaum, in dieser Spezies nur auf Socotra vorkommend, ist deswegen vom Aussterben bedroht. Es gibt ein paar Projekte und ein paar Leute, die Bäume aufzüchten und dann verpflanzen. Aber wie üblich ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir besuchen einen Bauern in den Bergen der so einen kleinen botanischen Garten hat. Dort wächst alles mögliche, aber eben auch Drachenblutbäume.

Es geht an die Südküste zu herrlichen Sandstränden und der Wüste von Socotra. Nach einer Nacht am Strand spazieren wir über die Sanddünen, besuchen nochmal eine kleine Höhle, verbringen dann aber einen „Wadi“ Tag.

Es geht durch und entlang einiger Wadis, landschaftlich reizvoll und das Mittagessen direkt neben dem frischen Wasser ist besonderes romantisch.

An der Nordküste wieder am Meer angekommen übernachten wir im einzigen Marine Park der Insel. Leider sind die Standards des Naturschutzes nicht ganz so wie man es sich wünschen würde, aber immerhin gibt es dieses Park.

Am letzten vollen Tag geht es zurück nach Hadibo. Wir spazieren noch etwas durch die Stadt und schauen uns an, wie die Locals denn einkaufen. Hier sehen wir dann auch zum ersten Mal lokale Frauen. In dem streng muslimischen Land sind alle Frauen rein schwarz gekleidet und voll verschleiert. Man sieht grundsätzlich nur sehr wenige Frauen auf der Straße. Einzig die Frau im einzigen „Souvenirladen“, hat mit etwas gelb Farbe aufgelegt und freut sich darüber, dass wir das cool finden.

Am nächsten Morgen geht es zurück nach Abu Dhabi, Und wenn wir schon mal in Abu Dhabi und den Vereinigten Arabischen Emiraten sind, dann dachten wir können wir uns auch die für ein paar Tage anschauen.