Der Anker relevant auf einer Passage? Klingt komisch, war aber so
In Carloforte provisioniert, in Calasetta getankt, am letzten Ankerplatz gut ausgeschlafen und vorgekocht. Alles fertig für die ~500sm Passage zum spanischen Festland, also Anker auf, und: nix passiert, Ankerwinde kaputt (obwohl die erst im Juni neu gekauft / installiert wurde). Murphy und sein Gesetz hat wieder Mal zugeschlagen, nicht nur dass man genau das nicht vor einer Passage haben möchte, es war natürlich auch ein Ankerplatz mit etwas mehr Wassertiefe, also insgesamt 40m Kette draußen. Wir haben kurz gezuckt, aber nein, die Passage wollten wir nicht schon vor dem Start abbrechen. Also Handschuh an, und Hand über Hand die 40m Kette und 20kg Delta einholen. Der Sport wäre dann mal für diesen Tag erledigt gewesen, die Ankerstory leider nicht.

Natürlich haben wir den Anker gesichert, so wie sich das eben gehört. Leider haben wir das Scheuern der Leine unterschätzt, und so war sie dann auch einige Stunden später durchgescheuert, was sich mit einem sehr lauten Geräusch bemerkbar machte, als der Anker samt Kette auf offener See ausrauschte. Was nü? Hand über Hand geht da nix mehr, denn jetzt baumelte das ganze Zeug mit ca. 100kg unterm Schiff rum und lag ja nicht großteils am Meeresgrund. Es brauchte uns ca eine Stunde, bis wir das Ding (e-)Winsch Hilfe, Ankerkralle und Leinen, etc. wieder an Deck hatten.





Dagegen war der Rest der Passage fast schon langweilig: erst mal mit dem Code 0 gut Strecke gemacht, ein Hubschrauber der ein vermeintlich gefährliches AIS Ziel war (laut Plotter, so tief fliegen die aber nicht – die traurige Nachricht, er war Teil ein Rettungsaktion für eine im Wasser vermissten Person) dann in der zweiten Nacht bei bis zu 27kn TWS am Wind etwas weniger geschlafen, dann krasse Winddreher südlich von Mallorca, dazwischen bei weniger Wind Brot gebacken, Nullmeridian passiert, die letzten 48 Std dann leider motoren „müssen“. Leider war bei dieser Überfahrt auch das Flüchtlingsthema sehr präsent. Wir haben zwar nichts gesehen, aber per Funk mitbekommen, dass Flüchtlingsboote wohl unterwegs waren. Wie es Murphy so will, kam es dann nach 4,5 Tagen und 500sm auch wieder zu einer Nachtankunft in Cartagena.
Das Mysterium des eigentlich neuen aber trotzdem kaputten Ankerwinschmotors konnten wir dann in Cartagena lüften: Seewasser ist eingedrungen, weil am Gehäuse eine Dichtung fehlt. Auch wenn es ein Produktionsfehler wäre, hätten das die Leute in der Marina in Italien, die den eingebaut haben sehen müssen. Wie auch immer, Motor ist gereinigt, mit Anti-Korrosionsspray ‚geflutet‘, abgedichtet und funktioniert wieder. Eine neue bessere Ankersicherung haben wir uns auch noch gebaut.