Polynesien – der erste Schritt

Marquesas

Französisch Polynesien besteht im Wesentlichen aus 5 Inselgruppen: Marquesas, Tuamotus, Society, Gambier und Austral Islands. Wir planen die ersten drei zu besuchen. Die Marquesas liegen am weitesten im Osten und am nächsten an den Galapagos Inseln und sind somit der natürliche erste Stopp. Abgesehen davon hat das Land im Zuge von Covid die Anzahl der „Ports of Entry“ stark reduziert, es sind nurmehr drei, einer davon ist Taioha’e Bay auf Nuku Hiva in den Marquesas. So ist dies auch der erste Ort an dem wir nach 3 Wochen auf See an Land gehen, unsere erste Begegnung mit der polynesischen Kultur.

Als wir ankommen liegen in der Bucht ca 60 Boote, das klingt erst mal viel, ist aber selbst für diese Bucht zur Hochsaison (April ist der Spitzenmonat auf Grund des Endes der Wirbelsturm Saison im Südpazifik) wenig, obwohl alle Boote die vom Osten nach Französisch Polynesien kommen hier durch müssen – zum Einklarieren. Wir treffen so aber auch wieder einige Bekannte und lernen neue Leute kennen.

Taioha’e selbst ist ein netter kleiner Ort, es gibt ein paar kleine Supermärkte, einen Obst/Gemüse Markt sowie einen Fischmarkt am Dock. Das beste Internet gibt es im einzigen Restaurant im Ort, einer Pizzeria. Der Ort hat eine sehr hübsche kleine „Kathedrale“ sowie einige andere „Gebäude“ aus den ursprünglichen polynesischen Zeiten, wie zum Beispiel eine Art überdachte Bühne für Zusammenkünfte. Auf einem Hügel in der Bucht stand früher ein französisches Fort. Es ist eine Wohltat, dass man hier nicht mehr wie sonst so oft Mauerreste und Kanonen findet. Die Polynesier haben den Ort tatsächlich „zurückerorbert“ und ein riesiges Tikki dort errichtet.

Per Mietwagen erkunden wir den Rest der Insel. Wir fahren in die Berge mit top Aussichten in die verschiedenen Buchten. Archäologische Stätten bieten Reste früher polynesischer Siedlungen, die alle dem gleichen Muster zu folgen scheinen. Es dreht sich alles um einen zentralen Platz mit überdachter „Bühne“, Tikkis rundum. Es waren die Plätze für alle wesentlichen Ereignisse: Feierlichkeiten, Hochzeiten, Geburten sowie, ja, auch Menschenopfer.

Im Norden der Insel wandern wir von der Hatiheu Bucht zur Anaho Bucht über einen Bergrücken. Wunderschöne Landschaft, schöne Buchten, in denen nur wenige Menschen leben. Mit dem eigenen Boot werden wir hier allerdings nicht herkommen, man müsste erst mal ein gutes Stück gegen den Wind um die Insel herum, das wollen wir Ibex (und uns) nicht antun.

Ein Nachteil an Taihoa’e, und eigentlich der meisten Buchten auf den Marquesas: sie sind zwar häufig windgeschützt, haben aber ordentlich Schwell. Das bedeutet dass das Schiff am Ankerplatz entweder dauernd rollt (starkes seitliches „Schwanken“) oder man nach Setzen eines zusätzlichen Heckankers die seitliche gegen eine angenehmere Vor-/Rückbewegung getauscht hat, dafür lautes Klatschen der Wellen auf den Rumpf in der Nacht ertragen darf. Man fragt sich also die ganze Zeit, welche Bucht hat den wenigsten Schwell, wo könnte man wieder mal in Ruhe schlafen.

Wir versuchen das in der unbewohnten Hakatea Bucht im Südwesten von Nuku Hiva, dort ist es schon deutlich angenehmer, zumindest für die ersten zwei Nächte. Danach zieht auch dort der Schwell im die Ecke. Wir nutzen die Zeit trotzdem zum Entspannen nach der Passage, sowie zum Wandern in teils unwegsamen Gelände. Wir werden trotzdem, mit toller Aussicht auf die Bucht und ins Landesinnere belohnt.

Wir fahren nochmal zurück nach Taioha’e zum Einkaufen und Tanken, bevor wir weiter in Gegenden mit eher wenig Infrastruktur ziehen wollen. Das Tanken in Taioha’e wird zum Abenteuer. Man legt am großen Cargo Betonpier mit Buganker und Heck zum hohen Beton bei starkem seitlichen Schwell an. Lässt grob 5 Meter Abstand zum Dock und muss sich den Zapfhahn per Leine an Bord holen. Das nominale Volumen der Zapfanlage sind 100l pro Minute, damit wäre die Treibstoffanlage unserer Ibex überfordert. Nun kann man zwar am Zapfhahn den Fluss etwas regulieren, hat aber das Problem dass die Zapfsäule die Pumpe abschaltet, falls der Durchfluss zu gering ist – und bei welcher Hebelstellung dies der Fall ist weiß man natürlich nicht. Und weil Murphy‘s Law Murphy‘s Law ist hält dann unser Buganker auch nicht den gesamten Tankvorgang hindurch. Glücklicherweise schaut uns niemand außer dem Tankwart zu, der aber selbst Chaos verursacht, weil er nicht da ist wenn man ihn braucht (zum Beispiel zum Leinen übernehmen, Zapfpumpe wieder einschalten, etc.), aber er hat schließlich gleichzeitig auch Autos zu betanken.

Nach einem kurzen Stopp in der Hooumi Bucht auf Nuku Hiva segeln wir die paar Stunden nach Ua Pou weiter, eine weitere Marquesas Insel, weiter südlich gelegen. Ua Pou ist bekannt für seine „Pinnacles“, hohe spitze Steinfelsformationen, von denen die Insel insgesamt 12 hat, 6 davon sieht man gut vom Nordwesten der Insel aus. Wir fahren in die Hakahetau Bucht und stellen fest,  dass wir bereits bei Ankunft ein volles Programm für den Folgetag haben, organisiert von befreundeten Seglern. Erst geht es auf eine Wanderung zum Poumaka, einem der Pinnacles, es ist vermutlich der charakteristischste, weil steile Flanken und oben spitz. Das machen wir mit Guide, damit wir uns im Dschungel nicht verirren. Es geht 700hm vom Meeresniveau aus hinauf, am Ende steil, schlammig und rutschig, aber wir schaffen es zum Fuß des Felsen, wo uns der Guide bittet 5 Minuten für den Berg zu beten. Wir schauen dann schön, als der Guide beim Abstieg Grödel für Vicky auspackt, da sie ihm im rutschigen Steilgelände aus seiner Sicht zu langsam ist.

Beim Rückweg ins ca 100 Einwohner zählende Dorf kommen wir bei Manfred vorbei. Ein Ostdeutscher Aussteiger, der nach Französisch Polynesien kam nachdem sein Saunabetrieb daheim abgebrannt war. Dann wurde er zuerst Hubschrauberpilot und später Fliesenleger. Seit 26 Jahren lebt er im Hinterland von Hakahetau, hat sich dort mit seiner einheimischen Frau sein eigenes Zuhause errichtet und baut seit 10 Jahren Kakao an, aus dem er selbst Schokolade herstellt und verkauft. Abgesehen davon ist er in erster Linie Schürzenjäger und macht da auch mit seinen grob 70 Jahren kein Hehl daraus. Frauen begrüßt er schon mal in dem er seine beiden Hände zeigt mit den Worten: kannst Du Dir vorstellen, dass diese Hände bereits 1000 Frauen berührt haben (und meint natürlich …). Soweit zu Manfred …

Anschließend gibt es ein hervorragendes Mittagessen Chez Tipperio, dem einzigen Wirten des Ortes, wo wir wieder auf einige andere Segelfreunde treffen. Da auch Hakahetau ein eher ungemütlicher Ankerplatz ist, ziehen wir weiter nach Hakehau weiter und schaffen es tatsächlich uns mit Ibex bei den anderen drei Yachten hinter der kleinen Mole zu verstecken und etwas Ruhe ins Schiff zu bekommen. Hakehau ist die größte Siedlung auf Ua Pou, ein wirklich netter kleiner Ort mit der einzigen Schule der Insel. Die Schüler dürfen sich auch alle in der Hafenbucht des Ortes im Paddeln üben. Bei den ganz kleinen, deren Paddeln auf Grund der kurzen Ärmel kaum ins Wasser reichen, kommt es da schon mal zur Kollision mit einer der ankernden Yachten. Aber da die Knirpse ohnehin nicht schnell sind, kommt es da zu keinem Schaden. Für uns geht hier unsere Zeit auf den Marquesas zu Ende. Man könnte noch weiter in den Südosten nach Hiva Oa und Fatu Hiva, aber landschaftlich ähneln sich die Inseln und die Passage dorthin wäre windwärts, was uns zugegebenermaßen zu anstrengend ist. Wir wollen auch ausreichen Zeit für tolle Cruising Gegenden später in der Saison aufheben (Fiji, Neukaledonien) und so ziehen wir weiter auf die Tuamotus Inselgruppe, die aus Atollen besteht und freuen uns auf endlich wieder mal klares Wasser, absolut ruhige Ankerplätze, Sonne und Palmenstrand.