Britische Obskuritäten

Am Felsen von Gibraltar gibt es ein Affentheater im eigentlich und im übertragenen Sinn

Von Cartagena kommend waren es nur 3 ereignislose Tage Fahrt bis Gibraltar, in unserem Fall genau genommen bis La Linea, die spanische Stadt direkt an der Grenze zu Gibraltar. Wir hatten uns eben für eine Marina auf der spanischen Seite entschieden. Getankt haben wir trotzdem noch kurz im Steuerparadies für weniger als 50 Eurocent je Liter Diesel.

La Linea ist als Stadt auch nicht gerade klein, aber insbesondere interessant ist es dann natürlich über die Grenze nach Gibraltar zu gehen. Und da starten schon die britischen Obskuritäten: An der Grenze wird ganz normal kntrolliert, sowohl auf der spanischen wie der britischen Seite, Pass herzeigen, Zoll Kontrolle. Von unserer Marina waren es nur wenige Gehminuten zur Grenzstation, angenehm, da mit dem Auto lange Wartezeiten entstehen. Dann geht es gleich über den „Flughafen“ Gibraltar.

Eine BA an der Kreuzung Startbahn – Straße

DIE wesentliche sowie einzige Straße nach Gibraltar, egal ob für Autos, Fahrradfahrer oder Fußgänger führt quer über die Start und Landebahn des Flughafens. Wenn dort ein Flugzeug startet oder landet geht das folgendermaßen ab: Die Straße wird per Schranken gesperrt, am Fußgängerweg gibt es eine Ampel. Für die Schifffahrt gibt es darüber hinaus wasserseitig am Ende der Landebahn ein temporäres Sperrgebiet, dessen Aktivierung per spezieller Befeuerung angezeigt wird. Dann kommt der Kehrwagen und macht mal die Kreuzung Straße-Landebahn sauber, wäre ja schlecht wenn irgendein Teil in ein Triebwerk gerät. Erst dann darf der Flieger durch.

Wenn man dann in die Stadt gelangt folgt gleich der „Kulturschock“, von Spanien kommend ist einem von Atmosphäre, Bebauung, Straßenbild, etc. sofort klar, dass man in einem anderen Land ist – wäre auch so wenn es die Grenzkontrolle nicht gäbe. Es fühlt sich aber nicht unbedingt britisch an, da die Autos trotzdem auf der rechten Straßenseite fahren, das Lenkrad links haben. Den „LOOK LEFT“, „LOOK RIGHT“ Anstrich gibt es trotzdem, vermutlich für verwirrte Gäste aus England, denn für alle anderen wären es ohnehin die intuitiv richtigen Richtungen, in die es zu schauen gilt.

Ein besonderes Erlebnis ist der Felsen selbst. Zum Einen natürlich wegen der Affen. Sie leben frei, werden aber an verschiedenen Orten mit Futter versorgt. Zum Anderen wegen der Natur. Wir gingen über die „Mediterranean Steps“ zu Fuß auf den Felsen. Was früher ein militärischer Pfad zum Transport u.a. von Munition zu Stellungen und Geschützen war, war für uns zum ersten Mal seit Juli eine kleine Bergwandern mit richtigem Felsflair.

Abgesehen von tollen Ausblicken vom Felsen, ist er auch reichlich an Geschichte. Nachdem die Briten die Halbinsel im spanischen Erbfolgekrieg erobert hatten, wollten sie diese nicht mehr hergeben, und mussten sie tlw. trotz jahrelanger Belagerung verteidigen. Das führt dazu, dass der kleine Berg mit Kanonenstellungen übersäht und Verteidigungstunnel durchlöchert ist. Beides kann man besuchen und auch in die langen Tunnel hinabsteigen, die auch noch nach dem 2. Weltkrieg ausgebaut wurden. Natürlich wird dies alles in eine entsprechende Kolonialverherrlichung eingebettet mit Schautafeln, Musik etc. Und andererseits, meldet Spanien nach wie vor Anspruch auf die Halbinsel an, das andere Affentheater eben.