Leuchtende Shrimp-Speibe

Bonaire

Mittlerweile, jetzt wo wir diese Zeilen veröffentlichen, sind wir ja bereits auf den Galapagos Inseln angekommen und haben seit Bonaire noch viele andere Dinge erlebt. Mit einem Wort, wir sind wieder mal sehr weit hinten nach, den Blog zu aktualisieren. Aber kommt Zeit, kommen Blogeinträge. Und hier wollen wir uns erst mal auf unsere Bonaire Erlebnisse vom November 2021 fokussieren.

Bonaire ist das B der ABC Inseln, die anderen wären Aruba und Curacao. Von Osten, in unserem Fall von den Los Roques, kommend, ist Bonaire auch gleich die erste Insel. Unser Plan sah immer schon vor nur ein, maximal zwei der ABC Inseln zu besuchen, und da war lange Zeit Curacao ganz oben auf der Liste. Allerdings haben uns viele andere Segler davon überzeugt, dass Bonaire wohl die am wenigsten touristische Insel ist. Also ging es für uns nach Bonaire, und der Schock ob der vielen Touristen war trotzdem groß. Gleich bei der Ansteuerung kreuzt vor unserer Nase das erste aktive Kreuzfahrtschiff, auf das wir seit unserem Reisebeginn treffen. Darüber hinaus gibt es auf Bonaire einen sehr aktiven Tauchtourismus. Bonaire gehört laut eigener Aussage zu den besten Tauchrevieren der Welt, insbesondere wenn es ums Tauchen von Land aus geht (für die meisten Dive Spots braucht man auf Bonaire kein Boot). Es scheint als gäbe es auf Bonaire eine Art post-Corona-Lockdown-Aufholeffekt an Touristen. Es sind primär niederländische Gäste, also gewissermaßen Inlandstouristen. Wir hören schon mal von einheimischen „so voll war es hier die letzten vier Jahre nicht“.

Ein kurzer Rundgang in Kralendijk, der ‚Hauptstadt‘ ist schnell erledigt. Ein paar Gebäude aus der niederländischen Kolonialzeit sind ganz nett anzusehen, aber irgendwie war dann doch die Star Clipper für uns etwas relevanter. Abends legte sie auch ab, um gleich nach dem Loswerfen der Leinen die Segel zu setzen.

Einer der wichtigsten Exportprodukte in Bonaire ist Salz. Es wird aus in große Becken geleitetes Seewasser, durch Verdunstung gewonnen. Großteils wird es nach USA und Kanada verschifft um dort auf den Winterstraßen zum Einsatz zu kommen. Die Salzbecken und zugehörigen Salzberge sind recht imposant anzuschauen. Wir erledigen das per gemieteten Fahrrad. Auf einer ca 45km langen Rundtour um den Südteil der Insel kommen wir dabei auch an Flamingo Kolonien vorbei. Ein Stopp auf der Sorobon Halbinsel darf dabei ebenfalls nicht fehlen, ein Strand- und Surfparadies mit zugehöriger „Hang Out Beach Bar“ – ja da ist der Name Programm.

Wir strampeln uns noch einen zweiten Tag mit den Drahteseln ab. Dieses mal in den Osten der Insel, quer durch „Kaktuswälder“ und Schottergruben erreichen wir die karge, unbewachsene aber von vielen Eseln bewohnte Ostküste. Dort gibt es die Blow Holes zu begutachten, so wie den „längsten Baum“ Bonaires. Er ist tatsächlich einfach nur lang und nicht hoch, denn er liegt.

Wie Eingangs erwähnt, ist Tauchen auf Bonaire quasi Pflicht. Das wollen auch wir uns nicht entgehen lassen. Die Riffe vor Bonaire sowie Klein Bonaire sind in der Tat sehr schön. Mit der Begegnung eines Frog Fish hätten wir nicht gerechnet. Obendrein hatten wir das Glück zu Neumond auf Bonaire zu sein, das bedeutet man kann den Ostracods zuschauen: Es handelt sich um ein Unterwasser Naturspektakel. Jeweils ein paar Tage nach Vollmond, spezifisch ca 20 Minuten nach Sonnenuntergang, startet die lokale Seed Shrimp Art ihren Paarungsprozess. Zur Anlockung des Gegenübers wird gespieben. Das tolle an der Speibe: sie leuchtet. Wenn man also weiß wo der Seed Shrimp wohnt (primär in weicher Koralle in ca 5-10m Tiefe) und zum Sonnenuntergang einen Tauchgang startet, sodaß man 20 Minuten später an Ort und Stelle ist und sich die Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt haben, bekommt man dieses „Unterwasserfeuerwerk“ geboten. Mit normalem privaten Unterwasser Foto Equipment (Stichwort GoPro & Co) lässt sich dies allerdings leider nicht einfangen, und Profi Equipment haben wir keines.

Darüber hinaus finden wir auf Bonaire eine aus unserer Sicht gut geeignete Tauchbasis um den Rescue Diver Schein zu machen. Stand schon lange am Plan, und ist auch ein super interessanter Kurs, insbesondere wenn man auch öfter ohne Guide unterwegs ist. Letztendlich ist und bleibt es eine Risikosportart, also ganz gut zu wissen, was man macht wenn es mal dazu kommt. Das Schild vor dem Übungsbereich ist recht wichtig. In Übungsszenarien spielen die Tauchinstruktoren recht gekonnt in Panik geratene Taucher, die von den Kursteilnehmern zu retten sind. Da kam in der Vergangenheit ohne dem Schild schon mal vor, dass Passanten samt Smartphone in der Tasche ins Wasser gesprungen sind.

Mit dem Mietwagen erkunden wir noch den Nordteil der Insel, stellen aber fest: so wahnsinnig aufregend ist das nicht. Da ist die Wetterbeobachtung und Planung für unseren nächsten Schlag schon aufregender: es soll nach Kolumbien gehen. Dafür muss man von den ABC Inseln kommend um die Puntas Gallinas, die Nordspitze Kolumbiens rum, dies gilt als die anspruchsvollste Passage in der Karibik. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag.

Möglicherweise kann man es zwischen den Zeilen den Zeilen rauslesen: auch wenn Bonaire ein cooler kurzer Stopp war, wir wieder etwas mehr „Zivilisation“ nach Los Roques sowie das Tauchen genossen haben, ein absolutes Highlight der Reise wird es wohl nicht werde, dafür gibt es zu viel anderes spannenderes zu entdecken auf dieser Welt.