Von Atollen und Pässen

Tuamotus (Mai 2022)

Kaum in Kauehi den Anker fallen gelassen, das einzige Boot im gesamten Atoll (mal von lokalen Dinghies und Pangas abgesehen), bekommen wir doch noch Nachbarn – wenn auch nur für ein paar Stunden: die Aranui 5 hat sich hinter uns ins Atoll geschlichen. Das Schiff ist halb Kreuzfahrtschiff, halb Frachtschiff, fährt Touristen durch Französisch Polynesien und beliefert gleichzeitig die Inseln mit allem Möglichen was so gebraucht wird. Der Cargoteil hat seine eigenen Kräne und Barges mit, somit haben wir gleich „Hafenkino“ als ein paar Container ins vielleicht 100 Einwohner zählende Dorf geschippert werden. Die Touristen werden dann auch noch für 2 Std am Atoll und dessen Stränden ausgelassen, bevor die Aranui dann wieder weiterfährt und wir die einzigen Besucher des Atolles sind.

Es dauert auch nur 1-2 Tage, bis uns dort alle kennen, aber es ist ja eben nur ein kleines Dorf. Sogleich erfahren wir auch, dass der eine kleine „Supermarkt“ für eine Woche schließt, weil der Besitzer nach Tahiti fliegt um einem Freund beim Hausbauen zu helfen, der zweite Laden aber offen bleibt. Einmal in der Woche wird frisches Baguette (man erinnere sich, wir sind quasi in Frankreich) mit dem Flugzeug aufs Atoll gebracht, wenn das Flugzeug Platz hat.

Nach ein paar Tagen auf diesem kleinen Einod zieht es uns auf das nächste Atoll, dass wir uns ausgesucht haben, ein etwas größeres: Fakarava. Fakarava hat eine etwas größere Ausdehnung in grober NordWest-SüdOst Richtung, einen Pass im Norden und einen zweiten im Süden. Es zählt zu den größten Atollen in den Tuamotus und hat auch etwas Infrastruktur. Mit geliehenen Fahrrädern besuchen wir eine Perlfarm und lassen uns von einem ausgewanderten Deutschen das Perlzucht Handwerk erklären. Weiter geht es zu einer Kokosöl Farm auf der Kosmetikprodukte hergestellt werden. Den alten Leuchtturm haben wir auch noch besucht, aber der ist jetzt keine architektonische Meisterleistung.

Wir fahren per IBEX innerhalb das Atolles vom Norden in den Süden zum Südpass. Dort wohnen nur eine handvoll Leute, umso stärker ist die Unterwasserwelt bevölkert: Riffhaie aller Art, Rochen und unendlich viele andere Meeresbewohner. Die Fische liegen im Pass in der Strömung, machen das Maul auf und lassen sich das Futter einfach in den Rachen spülen. Dabei kann man ihnen gut zuschauen, sowohl schnorchelnd oder auch tauchend. Wir fahren also mit dem Dinghy bei der richtigen Tide durch den Pass auf die Außenseite des Atolls, springen ins Wasser, nehmen das Dinghy an die Leine und lassen uns mit der Strömung durch den Pass treiben – das ist Schorcheln oder Tauchen für die ganz Faulen.

Restaurants gibt es hier keine, aber man kann sich (gegen Bezahlung natürlich) bei den paar Locals zum Abendessen einladen, sitzt dann in deren „Wohnzimmer“ zusammen und genießt lokale polynesische Küche.

Für uns geht es nochmal in den Norden von Fakarava zurück, denn unsere Lebensmittel gehen zu Neige. Das wöchtenliche Versorgungsschiff ist im Anmarsch, auf der Insel das wichtigste Event der Woche. Da ist dann auf dem kleinen Pier auf einmal richtig viel los. Es werden nicht nur die lokalen Läden beliefert, sondern auch direkt Privatpersonen, die zB Baumaterial oder Gartenwerkzeug bestellt haben. Die wenigen Supermärkte sind zum bersten mit Menschen voll und die Ware wird schon beim Einschlichten direkt wieder aus dem Regal genommen. Vor allem frisches Obst & Gemüse ist schnell weg, insofern lohnt es sich zum Zeitpunkt der Schiffsankunft bereits vor Ort zu sein.

Unseren Abschluß in den Tuamotus machen wir in einem sogenannten falschen Pass auf dem Toau Atoll. Ein Pass, der wie ein Pass aussieht durch den man aber nicht durchkommt, es sei denn vielleicht mit einem Surfboard. Also gewissermaßen eine gut geschützte Ankerbucht, von außerhalb des Atolls befahrbar. Auf Toau Amyot lebt nur eine Familie, der Rest ist Natur pur. Wir genießen die Bucht gemeinsam mit österreichischen und Schweizer Freunden bevor wir den Tuamotus das Heck zuwenden und die kurze 3 tägige Überfahrt nach Tahiti antreten.