Freude am Segeln

Das objektiv perfekte Schiff gibt es nicht, ein subjektiv sehr gutes durchaus. Eine Schiffsvorstellung

Performance Segler, Wohnmobil am Wasser, gut manövrierfähig, robust, viel Stauraum, hochseetauglich …. Die Liste der Anforderungen ist lang, und oft auch widersprüchlich. Erst recht wenn man in die Details geht. Am Ende ist es irgendwie ein Kompromiss, wie bei der Wohnungs – oder Haussuche aber mit gefühlt viel mehr Dimensionen, auch wenn die Frage des Standorts wegfällt. Ibex ist eine Sunbeam 42.1 Baujahr 2012, die wir 2019 in sehr gut gepflegtem Zustand erstanden haben. Die SB42.1 ist für uns subjektiv in vielen Dingen gar kein und in den wenigen übrigen der beste Kompromiss.

Centercockpit

Eine gut segelbare Center Cockpit Yacht war für uns ein Muss. Wir fühlen uns in einem Center Cockpit „sicherer“. Wir gehen nicht groß baden, womit ein wesentlicher Grund für ein Heckcockpit für uns nicht relevant ist. Das daraus resultierende Layout unter Deck bietet eine für uns ausschlaggebende sehr gute Lebensqualität, es ist ja unser Zuhause. Insbesondere die große Achterkabine mit Inselbett, das große Bad mit separater Duschkabine, die auch vom Niedergang kommend direkt als Naßschleuse dient sowie die enorme Helligkeit im Salon haben uns zu Fans der Sunbeam 42.1 gemacht. Dies in Kombination mit guten Tanks in Größe (400l Diesel, 470l Wasser), Lage (zentral) und Material (Niro) und einem Tiefgang von 2,1m, mit dem man bei keiner der üblichen Destinationen Probleme bekommt.

Echtes Bett mit Kopfraum – auf einer mäßig großen Segelyacht ein Luxus

Dass eine Sunbeam gut segelt und für eine kleine Crew, respektive Zweihand wie geschaffen ist versteht sich von selbst. Mit entsprechender Segelgarderobe macht es dann richtig Spaß, in unserem Fall neben Groß und Genua: Code 0, Parasail, Passatsegel und Sturmbesegelung, aber dazu mehr an anderer Stelle. Mit einem auch den Namen verdienenden Traveller, sauber verstellbaren Holepunkte, hydraulischen Achterstagspanner sowie funktionierenden Liekstreckern u.a. haben selbst wir die Freude am Trimmen entdeckt. Das hatte sich in der Vergangenheit auf den üblichen Charteryachten oft aufs Schoten bedienen beschränkt, in Ermangelung anderer (funktionierender) Trimmeinrichtungen. Ein Feature, dass wir erst beim Segeln so richtig schätzen gelernt haben: die große Segellast, aus der / in die sich Code 0 sowie Parasail direkt setzen / bergen lassen, ohne unhandliche Segelsäcke über Deck schleppen zu müssen.

Der Motor ist ein Volvo Penta D2-55F, ein Klassiker, 55PS, Wellenantrieb mit einem 4-Blatt Maxprop Drehflügelpropeller – da kommt ordentlich Kraft im Wasser an ohne beim Segeln zu stark zu bremsen. Wir bedanken uns beim Vorbesitzer für die Ausstattung mit einem Karbonsteuerrad. Hätten wir selbst niemals gekauft, aber wir gestehen: es ist ein richtig cooles Ding.

Gutes Team – Sunbeam 42.1 mit Doyle Raudaschl Code 0

Zu den Details der Ausrüstung berichten wir mehr an anderer Stelle, aber ein paar der weiteren wesentlichen Dinge, die wir an Bord haben: Solarpanele, Windgenerator, Wassermacher, Plotter, Radar, aktives AIS, UKW, KW-Funk mit Pactor Modem, Satelliten Telefon, WLAN Verstärker, Rettungsinsel sowie weitere Rettungsmittel, EPIRB, SART, Treibanker (Series Drogue), 3 verschiedene Anker mit einem 33kg ROCNA als das schwerste Stück, 90m Ankerkette, Dinghy mit 10PS Außenborder, seewassergekühlter Kühlschrank, Grill – die Gasflaschenkiste haben wir für 3x5kg Propangas vergrößert.

Was waren nun also die Kompromisse die wir eingegangen sind, respektive die Fragen, die uns bei der Entscheidung beschäftigt haben: Das Innenlayout hat Stufen zwischen Salon und Pantry sowie Bad und Vorschiffkabine. Wir hatten uns gefragt ob uns das auf Dauer stören könnte oder ob man sich daran gewöhnt. Wir haben uns sehr schnell daran gewöhnt und finden es gut, dass relativ gesehen dadurch der Niedergang eine Stufe weniger hat. Das Schiff hat für uns mehr als ausreichend Stauraum, aber es ist kein Stauraumwunder. Da gibt es sicherlich Schiffe gleicher Größe mit mehr Stauraum (was aus unserer Sicht typischerweise zu Lasten der Lebensqualität an Bord geht). Wir haben uns recht lange mit dem Rollgroß beschäftigt. Ursprünglich wollten wir kein Rollgroß, lieber klassisch mit Lazy Jacks und Bag und Einleinenreffsystem aus dem Cockpit bedienbar. Wir wussten aber, wenn es aus all den anderen Gründen einen gebrauchte SB42.1 werden soll, dann wird es die nur mit Rollgroß geben. Das von Sunbeam verbaute Sparcraft Rollgroß System, dass vollständig aus dem Cockpit mit Leinen bedienbar ist hat uns dann aber doch überzeugt und wir hoffen, dass wir – so wie uns viele Leute versichert haben – bei richtiger Bedienung keine Probleme damit bekommen werden. In Summe würden wir sagen, die Sunbeam 42.1 ist ein BMW unter den Segelyachten: macht richtig Spaß zu fahren, ähm segeln, technisch ausgereift, qualitativ hochwertig, im Innenleben bequem und komfortable, dafür eben kein Stauraumwunder – aber einen BMW fährt man ja auch nicht wegen der Kofferraumgröße.