Antigua & Barbuda – Kapitel 3: Antigua (again, dieses Mal Nord und West)
Mit der Rückkehr aus Barbuda nach Antigua geht es für uns erst mal durch den Boon Channel. Der Norden und Nordosten Antiguas hat eine Serie an Riffen vorgelagert. In den dahinter gelegenen „Sound“ kommt man mit einem Schiff unserer Größe gefahrlos nur vom Nordwesten Antiguas hinein. Hier ist dann auch sauberes navigieren angesagt, man möchte ja dem Riff nicht mit dem Kiel ins Haus fallen. Dort gibt es schon mal kleinere Korallenköpfe, die bis zu 1,5m unter der Wasseroberfläche nach oben ragen, irgendwo mittendrin, wo man sie nicht vermutet. Man kann sich dann nicht mehr vollständig auf Seekarten und GPS verlassen, sondern da muss die sogenannte Eyeball Navigation ran: Die Farbe des Wassers gibt Hinweise auf die Tiefe, solange man die Sonne hinter und über sich hat, polarisierte Sonnenbrillen und eine erhöhte Position helfen auch dabei.


Wir biegen nach Jumby Bay ein, eine Bucht vor Long Island, einer privaten Insel mit Luxusresort drauf – wir sprechen von Übernachtungspreisen in vierstelliger Höhe (egal ob man jetzt USD od EUR denkt). Nun, die Bucht ist zwar nett anzuschauen, aber richtig gefallen tut es uns dort nicht. Also machen wir uns an etwas, was eh schon länger ansteht: Klo zerlegen. Unsere Toilette im Vorschiffbad pumpt nicht mehr richtig und steht knapp vor der behördlichen Außerbetriebnahme. So eine Bordtoilette funktioniert nun mal sehr anders als ein normales Spülklo daheim. Auf einem kleinen Schiff hat man nicht die Möglichkeit für große Spülkästen und auch nicht für Abflußrohre mit 20 cm Durchmesser. Also wird mit einer Handpumpe (gibt es auch elektrisch, ist aber recht störanfällig, insofern gibt es das auf Ibex nicht), Seewasser in die Muschel gepumpt und durch ein kleines Abflussrohr alles wieder abgepumpt. Dafür ist die Handpumpe mit reichlich Dichtungen, Dichtringen und anderem Verschleißmaterial ausgestattet. Bei uns hat sich einer der wesentlichen Dichtringe im Pumpenkolben selbst zerlegt und kam als Gummiwuzel in der Klomuschel an. Also zerlegen wir das gesamte Ding, bauen sämtliche Dichtungen aller Formen aus, und neue aus dem besorgten Service Kit ein, schrauben das ganze Ding wieder zusammen und läuft. Naja, erst mal nicht dicht, aber mei, ist ja nur ein Klo.




Wir ziehen weiter in die Lagune hinein, umschiffen weitere Untiefen und kommen bei Great Bird Island an. Die Vogelvielfalt früherer Zeit hat der Insel den Namen gegeben. Einer der besten Schnorchelplätze Antiguas, und vielleicht auch darüber hinaus. Das Labyrinth an Riffen, ist allerdings so knapp unter der Wasseroberfläche, dass man selbst mit dem Dinghy aufpassen muss nicht zu kollidieren oder sich den Propeller abzufahren. Auf der benachbarten Insel Hells Gate, gibt es das gleichnamige Tor. Cooler Dinghyausflug Fotostop, aber eher ungemütlich , weil es bereits außerhalb der schützenden Riffe liegt, und man den Atlantikschwell voll abbekommt. Mit zwei mal nacharbeiten bekommen wir hier auch das Klo wieder dicht.





Nach Barbuda und dem Leben im Sound sind unserer Vorräte erschöpft, wir müssen irgendwann auch wieder in die Zivilisation zurück. Wir ankern vor Jolly Harbour, und fahren die knappe Seemeile per Dinghy in die „Stadt“ zum Müll wegbringen, Wäsche waschen, Einkaufen (civilisation shock), Tanken und Haare Schneiden, und schon ist wieder ein typischer Tag im Cruising Leben vorbei. Außerdem holen wir uns den zweiten Covid Schuß und sind somit vollständig geimpft, hurra.

Wir verlegen uns für zwei Tage nach Deep Bay um das dortige Andes Wrack zu erkunden. Der Teer Transporter ist dort auf dem Weg nach St John’s auf Grund gelaufen und hat sich in grob 100 Jahren zu einer schönen Korallenwelt entwickelt. Der mittlere Mast des ehemaligen Dreimasters schaut bei Niedrigwasser ca 40 cm aus dem Wasser hervor, wenn man sich auf den Bug des Wracks stellt, ist das Wasser ca hüfthoch, durch Löcher in der Seite des Rumpfes lässt sich hindurchtauchen, ein großer Wasserspielplatz also. Wir rücken dem Wrack sowohl schnorchelnd, also auch flaschentauchend zu Leibe.






Nochmal zurück nach Jolly Harbour, dieses mal in der Marina, tauschen wir unser UKW Funkgerät. Vermutlich haben wir nicht erzählt, dass bei der Fahrt von Guadeloupe nach Dominica die Fernbedienung unseres Funkgerätes beim Steuerstand gemeint hat auf Kanal 16 auf Dauersenden gehen zu müssen, ohne bedient zu werden (und damit bekommt man das auch nicht mit), das war auch nicht mehr zu reparieren. Für die Nicht-Nautiker: Kanal 16 ist der Not- und Anrufkanal, den alle Schiffe abhören (müssen), deswegen soll man den aber auch nicht sinnlos benutzen oder gar blockieren. Zurück zu unserer sich verselbständigenden Funkfernbedienung: Die Coast Guard, in diesem Fall die aus Dominica, kann dann mit Superpower da reinfahren, und man hört ganz leise am Funk „Ibex, you are blocking channel 16“, mei das ist wie wenn dich der Lehrer in der Schule beim Nasenbohren erwischt. Ohne Handgurke am Steuerstand machen aber Nachtfahrten keinen Spaß, weil dann der im Salon Schlafende andauern von den nervenden Franzosen aus Guadeloupe oder Martinique am Funk geweckt wird: „Apelle a tous, apelle a tous ….“ (sogar die Spanier kriegen es hin, Allgemein-Rufe zumindest auch in Englisch zu senden, ob man das dann versteht steht auf einem anderen Blatt, aber sie kriegen jedenfalls ein Bemüht). Zurück zum Funkgerät: wegen Corona gab es natürlich Lieferschwierigkeiten bei Raymarine. Letztendlich hat uns Florian Böhm das neue Ding dann aus Deutschland geschickt (inklusive Ersatz Ankerwindenmotoren ;-)) und deswegen konnten wir das Thema erst jetzt beheben.

Wir kehren ein letztes mal nach Falmouth Bay zurück, treffen uns zu einem Abschieds Dinner mit Janet und Kevin von der Weyve. Während wir nach St Vincent weiter segeln werden, geht es für die beiden direkt nach Grenada, wir hoffen aber dort auf ein Wiedersehen bevor die Saison zu Ende geht. Für uns geht es dann wieder reihum zu Port Authority, Zoll, Immigration und zurück zum Zoll. Dafür gibt es aber in Folge unter Vorzeigen der Ausreisedokumente den Diesel an der Tanke für Ibex Duty Free (unser letztes gröberes Tankevent war in Gibraltar, auch Duty Free ;-)). Der Tankwart verlangt nach dem Anlegen unerklärlicherweise nach einer dritten Leine und wir konnten endlich mal den sonst typischen Tankwartspruch, (wenn man aus deren Sicht zu gewissenhaft festmacht) retournieren: we don’t want to stay overnight. Danach ein letzter Blick auf die Pillars of Hercules an der Ausfahrt von English Harbour und auf geht’s auf eine Mini-Passage von 250 Seemeilen / 50 Stunden in den Süden der kleinen Antillen, nach St Vincent und den Grenadinen (das sind in diesem Fall Inseln und nichts zum Essen, ähm Trinken)
