St Vincent & the Grenadines
Nach zwei durchsegelten Nächten erscheint La Soufriere vor uns. Das ist der Vulkan im Norden von St Vincent, der vor einigen Wochen ausgebrochen ist, Leid über die lokale Bevölkerung gebracht und Asche großräumig in der Region verteilt hat. Natürlich haben wir dessen Aktivität beobachtet bevor wir losgezogen sind. Und auch wenn er aktuell recht friedlich scheint halten wir Respektabstand, denn da wo Lava ins Meer fließt wird es auch zum Kochen gebracht.

Eigentlich wollen wir gar nicht nach St Vincent sondern „nur“ in die Grenadinen, die Inselgruppe südlich von St Vincent. Die bilden aber gemeinsam mit St Vincent das Land „St Vincent und die Grenadinen“ und das Einklarieren für Yachten ist aktuell wegen Corona nur in Young Island Cut in der Nähe der Hauptstadt Kingstown, eben auf St Vincent, möglich.

Vorab, noch auf Antigua, haben wir uns den üblichen halben Tag mit den Formularen für die Einreise rumgeschlagen und auch den Kommunikationsmodus bei Ankunft ausgemacht. Auch dies ein Corona Effekt. Normalerweise würde man ja ankommen, ankern oder festmachen, jedenfalls an Land gehen zu Customs und Immigration und fertig. Aber heutzutage ist ja erst mal grundsätzlich von Bord gehen verboten, bevor nicht irgendwie ein Health Prozedere durchlaufen wurde oder irgendwer erlaubt hat dafür an Land zu kommen. Da wir aber i.d.R. aus Kostengründen über lokale SIM Karten kommunizieren, bleibt da nur der Funk solang man nicht an Land darf um lokale SIM Karten zu kaufen. Doof nur, wenn sonst so niemand den Funk abhört. Weder am Sonntag unserem Ankunftstag, noch Montag in der Früh. Aber da wir die erste Möglichkeit für den PCR Test nicht versäumen möchten, wagen wir uns auch einfach so an Land. Wer wagt gewinnt, zumindest hier, woanders hätten wir möglicherweise Probleme bekommen können. Zwei Tage später gibt es auch die PCR Test Ergebnisse und wir sind eingereist. Dass Einreisen heutzutage ein mehrtägiges Unterfangen ist, daran haben wir uns bereits gewöhnt – dass es nicht noch länger dauert, mit Quarantäne und so, liegt nur daran, dass wir vollständig geimpft sind, und viele der Länder hier mittlerweile diesbzgl. einen Unterschied machen.
Bevor wir in Richtung Grenadinen aufbrechen schauen wir uns noch in der Blue Lagoon um – da gibt es nichts zu sehen – und fahren zum Fort Duvernette, eine Mini-Insel mit Felsen mit steilen Flanken drauf, auf den mal zu Kolonialzeiten ein paar Wahnsinnige Kanonen hinaufgeschafft haben.




Dann aber auf in die Grenadinen. Erster Stopp: Bequia und Einkehr in Jack’s Beach Bar in der wir schon vor Jahren saßen und von der großen Segelreise träumten. Wir gehen wandern, zur Nordspitze der Insel, und besuchen auf dem Weg die Old Hegg Turtle Sanctuary. Ein ehemaliger Fischer, der sich seit seiner Pensionierung hier um Hawksbill Turtles, von denen es nicht mehr all zu viele gibt, deren Verzehr zwar nicht gestattet ist, sie aber trotzdem nach wie vor als Delikatesse gelten. Beim Tauchen bei den Boulders sahen wir zum ersten mal Seepferdchen in „freier Wildbahn“ nebst den üblichen Ammenhaien, Hummern und Fischen ohne Ende.





Wir segeln weiter nach Mustique, eine wunderschöne allerdings private Insel, auf der vor allem Promis Häuser besitzen oder Urlaub machen. So kam es auch zu einem der Skandälchen von Boris Johnson, weil er hier teuren Urlaub gemacht hat. Mustique ist als Insel sehr anders, mega gepflegt, trotzdem reich mit unterschiedlicher Natur.









Beim letzten Mal als wir hier waren, durften wir kaum über die Insel schlendern (die meisten Straßen werden für Besucher gesperrt sobald relevante Promis vor Ort sind), dieses Mal konnten wir uns frei bewegen, das ließen wir uns auch nicht nehmen.





So kamen wir auch auf die Windward Seite, zum Flughafen, dessen Landebahn Half-Pipe-artig in den Berg gebaut ist, zu den kopulierenden Schildkröten (ein Geschenk einer der reicheren Inselteilzeitbewohnerinnen) sowie bis auf Gunhill, eine Halbinsel im Süden (hier allerdings ohne Kanonen).






Als wir im einzigen Lokal der Locals einen Tisch für 2 reservieren, ahnen wir nicht, dass wir hier mit DEM Tisch am einzigen Balkon mit Aussicht auf die gesamte Bucht bekommen, weil es sonst keine Touristen-Gäste gibt. Die Locals benutzen das Lokal primär für Take-Away. Grundsätzlich beginnt mit Mustique für uns eine Zeit abseits aller Boote.

Auf Mustique waren wir die meisten Nächte das einzige Boot. In Salt Whistle Bay, eine in normalen Jahren extrem beliebte Bucht im Norden von Mayreau, hatten wir für eine Nacht Nachbarn, ein amerikanisches Pärchen, das eben dabei war ihren Segelschein abzuschließen, Ausbildungstörn also. Wir durchqueren Mayreau komplett zu Fuß und lernen am südlichen Ende in der Bar neben dem Fährendock Dennis kennen. Er besitzt neben der Bar auch ein Restaurant und ein Hotel auf der Insel, aber in erster Linie hat er gefühlt in jedem europäischen Land ein Kind, jeweils von einer anderen Frau.





Die Tobago Cays sind auf den Windwards Island DER Seglerhotspot schlechthin. Es sind ein paar kleine unbewohnte Inseln, die von einem hufeisenförmigen Riff geschützt sind. Wunderschön, normalerweise krass viele Boote hier. Wir waren weiterhin alleine, oder trafen mal wieder auf das eine Boot, das wir schon in Mustique kurz sahen.


Fotovergleich: links Corona Saison, rechts aus 2018
Auf Grund der nicht vorhandenen Touristen gab es den sonst üblichen Beach BBQ Trubel auf den Inseln auch nicht – alles in allem Dank Corona ein „once in multiple lifetimes“ Erlebnis die Tobago Cays für uns alleine zu haben. Inklusive Wandern mit Einsiedlerkrebsen und Iguanas sowie Schwimmen mit Schildkröten.




Union Island wird unser letzter Stopp auf den Grenadinen. Clifton ist ein kleiner Ort im Süden davon, mit einer von Riffen umgebenen Bucht zum Ankern.


Berühmt hier ist Happy Island, eine auf Muscheln aufgebaute Mini-Insel mit genau einer Bar drauf. Der Besitzer ist aktuell im Krankenhaus, der Care-Taker Charly Brown arbeitet sonst als Musiker auf Kreuzfahrtschiffen. Jetzt passt er auf Happy Island auf und ist gleichzeitig Barkeeper, Koch, DJ, Reinigungskraft, etc. Problem ist nur: er arbeitet und lebt auf der Mini-Insel hat aber kein Dinghy um an Land zu kommen. So nehmen wir ihn auch ein paar Mal mit. So kann er auch einkaufen um dann für uns zu kochen.






An einem andere Tag sitzen wir im „Zentrum“ von Clifton in einer Bar namens Tipsy Turtle und schlürfen unser Bier. Wir wundern uns über die Betriebsamkeit im Ort und darüber, dass viele Leute gut angezogen herumlaufen, jedenfalls besser als sonst so der Durchschnitt hier. Dazu werden regelmäßig Namen über den Dorfplatz geschrien, und das immer drei mal. Bei manchen Namen geht ein Raunen durchs Lokal. Wir versuchen zu erraten was das alles soll, kommen aber nicht drauf, also haben wir nachgefragt. Es ist Gerichtstag. Die kleineren Vergehen werden vor Ort auf der kleinen Insel verhandelt. Dafür kommt alle 2-3 Monate ein Richter für einen Tag. Sobald ein „Angeklagter“ dran ist wird sein/ihr Name dreimal über den Dorfplatz gerufen. Somit wissen dann auch alle, wer wieder mal was verbockt hat, das erklärt dann auch das Raunen im Lokal („der scho wieder“). So viel zum Thema Datenschutz.
Den Ausreise PCR Test holen wir uns bei Nurse Bowens. Das passiert hier in einem alten Schiffscontainer. Das Sensationelle: Nurse Bowens führt den Abstand sanftesten und angenehmsten PCR Test durch, den wir auf der Reise bisher erlebt haben.
Während wir auf die Ergebnisse warten, geht es noch zu einem Drift Dive bei den Mayreau Gardens, nochmal ein wunderschönes Riff, bevor wir nach Tyrell Bay auf Carriacou, eine Insel die zu Grenada gehört, weitersegeln.